Auszeit - Rad

In meiner Tätigkeit als Mentorin für SchülerInnen im Autismus Spektrum begegnen mir immer wieder Kinder, die (teilweise extrem) herausforderndes Verhalten zeigen. Eine alltagstaugliche Möglichkeit damit umzugehen ist das Auszeit-Rad.

Die betroffenen Kinder merken oft schon recht zeitig, dass etwas nicht stimmt: es ist ihnen zu laut, sie werden subjektiv nachteilig behandelt, sie bemerken selbst einen Fehler wissen aber nicht, wie sie ihn ausbessern können, werden vom Tischnachbarn schief angeschaut, sie haben schlecht geschlafen … die Liste individueller Belastungen kann lang sein. All das summiert sich schnell und es kommt zu einer echten Krise die von verbal ausfällig werden über auto- und fremd aggressives Verhalten bis zum Weglaufen gehen kann. Dass es im Klassenverband oft nicht möglich ist alle Kinder zu jeder Zeit im Blick zu haben und allen Bedürfnissen gerecht zu werden, ist nachvollziehbar. Je weiter sich ein Kind von seinem stabilen Gefühlszustand entfernt, um so schwieriger wird es für dieses Kind, sich verbal angemessen dazu zu äußern und auszudrücken.

Das Auszeit- oder Emotionenrad kann wie folgt eingesetzt werden:

  • Einsatz nur für das betroffene Kind oder als Klassenprojekt für alle.
  • Gemeinsames Erarbeiten:

– Wie fühlt sich „Alles super!“ an? Wo spüre ich das? Was muss gegeben sein? Welche Farbe hat das für mich?
– Wann ist es für mich „OK“? Was ist der Unterschied zu „Alles super!“? Wann fühle ich mich meistens OK? Welche Farbe hat das für mich?
– Wann hast du das Gefühl „Ich brauche bitte Hilfe“? Wie kannst du um Hilfe bitten? Welche Art der Hilfe hilft/wünscht du dir? Kannst du dir selber helfen (Atmen, Wasser trinken)? Welche Farbe hat diese Situation für dich?
– „Ich brauche eine Auszeit“ trifft für dich wann zu? Was hilft dir? Welche Farbe hat dieses Kästchen für dich?

Schnell sehen die Kinder, dass es große Unterschiede bei Stressfaktoren und Bewältigungsstrategien gibt.

  • Je nach (Klassen) Situation, kann man diese 4 Kategorien mit den Kindern nur besprechen oder auch auf dem 2. Kreis schriftlich festhalten.
  • Kinder die noch nicht lesen können dürfen sich in die jeweilige Kategorie ein passendes Smiley zeichnen.
  • „Ich brauche eine Auszeit“ sieht für einzelne Kinder durchaus Möglichkeiten vor, die normalerweise nicht erlaubt sind, wie z.B. ungefragtes Aufstehen, Verlassen des Klassenzimmers, Essen außerhalb der Jausenzeit. Ziel ist es, dass Kinder in dem Moment, wo sie kurz vor einer Krise stehen eine Aktion selbstständig ausführen, die sie davor bewahrt ein Verhalten zu zeigen, das ihnen (meistens) im Nachhinein leid tut bzw. Konsequenzen nach sich zieht. Darf ein Kind beispielsweise als Auszeit das Klassenzimmer verlassen, bespreche ich im Vorfeld die genauen Regeln hierzu (du darfst vor die Türe gehen, lässt die Tür offen und setzt dich zur Säule).
  • Manche Kinder können ihre Gefühle noch so wenig selbst einschätzen, dass es notwendig sein wird, dass die Lehrperson zu Beginn das Emotionen-Rad bedient, indem sie z.B. in einer ruhigen Arbeitssituation kommentiert und den Zeiger setzt: „Ah, alles OK bei dir“, in einer angespannten Situation den Zeiger auf „Hilfe“ stellt und sagt: „Brauchst du etwas?“
  • Das fertig angemalte/beschriftete Rad wird laminiert und dann mittig ein Splint durch Zeiger und Scheibe gesteckt.
  • Zu Beginn bieten sich allgemeine Erinnerungen an: „Wie geht es dir jetzt? Stell deinen Pfeil. Kannst du vielleicht etwas an deiner Situation verbessern/verändern?“
  • Das Auszeit-Rad kann entweder lose am Tisch liegen oder mit einem Klett befestigt werden. Sinnvoll ist es, dass das Rad auch in den Werkraum, Religionsunterricht etc. mitgenommen werden kann und alle beteiligten Lehrpersonen informiert sind.
Krisen in der Schule vorbeugen
Handlungsstrategien in Krisen
Bastelanleitung für Auszeitrad
Auszeitrad, Anwendung im Schulalltag