Einführung eines Arbeitssystems

Vor ein paar Wochen bin ich ungeplant in einer Klasse für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf gelandet. 7 Schulneulinge, noch ohne Struktur, fixem Tagesablauf und Arbeitshaltung. Ganz kleinschrittig und konsequent haben wir nun die Situation erreicht, dass einige Kinder schon bis zu 5 Aufgaben selbstständig erledigen können.

Beginn:
Einzeln habe ich jedes Kind zu mir an den „Arbeitstisch“ geholt und mit einer ganz einfachen Aufgabe (Einwurfbox) konfrontiert. Die Kids durften das Material natürlich erkunden, doch war es mir ganz wichtig, dass damit nicht gespielt wird, sondern der Arbeitsauftrag: „Ding kommt in die Box“, erfüllt wird. Teilweise mit Handführung und verbaler Begleitung „Nehmen – Rein“ sollten die Sachen in die Box geworfen werden. Je nach Entwicklungsstand des Kindes waren die Materialien zum Einwerfen größer oder kleiner und in der Menge variiert. Nach erfolgter Aufgabe haben wir uns gefreut und das Kind hatte Pause.

Einführung eines Arbeitssystems für Kinder mit Förderbedarf
strukturiertes Arbeitssystem

Fortsetzung:
Ich habe die Materialien in eine Box gegeben und die Arbeitsschritte wurden erweitert:
Nimm die Dinge aus der Box. Schiebe die Box an das obere Tischende. Arbeite. Gib die fertige Arbeit in die Box.

Nächster Schritt war, dass die Kids an einem größeren Tisch saßen und ich 3 Boxen vor ihnen vorbereitet hatte. Mit verbaler Begleitung wurde nun das Erledigen von mehreren Aufgaben eingeführt. Wieder mit ganz klarer verbaler Begleitung und Unterstützung:
Nimm die erste Box. Nimm die Dinge aus der Box. Schiebe die Box an das obere Tischende. Arbeite. Gib die fertige Arbeit in die Box. Schiebe die Box zurück. Nimm die nächste Box.

Weiter in Richtung Selbstständigkeit ging es mit dem Einchecken. Neben dem Kind lag der Arbeitsplan mit den entsprechenden Kärtchen. Wieder mit verbaler Begleitung und Handführung wurde nun die Verwendung des Einchecksystems geübt.
Nimm das oberste Kärtchen. Gib es zur Box. Nimm die Box. Nimm die Dinge aus der Box. Schiebe die Box an das obere Tischende. Arbeite. Gib die fertige Arbeit in die Box. Schiebe die Box zurück. Nimm das nächste Kärtchen. Gib es zur Box.

Arbeit mit System:
Momentan arbeiten die Kinder auf ihrem eigenen Platz und holen sich mit Hilfe der Kärtchen die entsprechende Box zum Arbeiten. Bzgl. Orientierung und Verlässlichkeit braucht es je nach Kind noch mehr oder weniger Unterstützung, doch im Ansatz funktioniert der Umgang mit diesem Arbeitssystem schon recht gut.
Die Selbstständigkeit dieser Kinder ermöglicht es uns Lehrerinnen, uns in 1:1 Betreuung um die Kinder zu kümmern, die mit dem System noch nicht vertraut sind. Hier verwenden wir die 2-Aufgaben-Vorlage und übernehmen für das Kind das Einchecken, da dieser Schritt (neben der Aufgabe, die ebenfalls herausfordernd ist) zu viel wäre.

Auswahl an strukturierten Aufgaben

Wichtig ist, dass die jeweils angebotenen Aufgaben klar vorgeben, was zu tun ist und von der Menge so gewählt werden, dass sie vom Kind an diesem Tag gut geschafft werden können (Fertig-Prinzip). Hat ein Kind einen „schlechten“ Tag, reduziere ich z.B. die Anzahl der Dinge, die farblich sortiert werden sollen.
Neue Aufgaben zeige ich den Kids immer in einer 1:1 Situation ohne dem Arbeitssystem.

Je nach Entwicklungsland und Vorlieben der Kinder können für die Kärtchen Ziffern, Farben, Symbole, Comicfiguren, … verwendet werden.

Um eine Verbindlichkeit von Arbeitsaufträgen und die Unterscheidung von Arbeit – Pause zu ermöglichen ist es notwendig, dass die Materialien aus den Boxen nicht zum Spielen verwendet werden. So streng das auch klingt, dient dies dem Erlernen von Grenzen und der Impulssteuerung … und wenn unsere Kinder Interesse an einer Box zeigen oder (nonverbal) Fragen kommen, dürfen sie natürlich gerne mit dem Material (auf ihrem Platz) arbeiten.

 

Eine weitere Erläuterung zur Aufgabengestaltung kannst du hier nachlesen: Strukturierte Aufgaben

Inspirationen für strukturierte Aufgaben findest du in dem Post Ideen: strukturierte Aufgaben