Faulheit gibt es nicht

Pause auf Kuschelsack

„Der ist ja nur faul!“ – Ist er wirklich?

„Wenn er will, kann er auch.“ – Kann er wirklich einfach wollen?

Ganz oft werden Kinder mit dem Stempel faul versehen. Doch denke ich, dass es Faulheit nicht gibt. Es gibt viele Gründe seine Arbeiten nicht zu erledigen, aber diese Gründe haben alle eine Ursache.

  • Unpassende Aufgaben: Ich gehe seit einiger Zeit zum Taekwondo und erlebe dort selbst hautnah, wie schnell die Motivation flöten gehen kann, wenn die Anforderungen zu hoch sind. Ich will es lernen, ich strenge mich an, frage nach, lass es mir nochmal zeigen, versuche es wieder und wieder … aber wenn einmal der Punkt erreicht ist, dass mir die Aufgabe zu komplex ist, resigniere ich. Da hilft dann auch nicht mehr viel, es geht einfach nicht und ich verliere offensichtlich mein Interesse, stehe nur noch faul rum, obwohl ich anfangs echt motiviert war mitzumachen und Neues zu lernen.

    Ich denke, dass es im Schulalltag ganz vielen Kindern so geht. Dass sie morgens freudig in die Schule kommen, gutgelaunt an eine Aufgabe herangehen, doch wenn sie keinen Anknüpfungspunkt an ihr Können finden schnell der Moment kommt an dem sie aufgeben bzw. sich anderweitig beschäftigen oder einfach nichts tun.

  • Fehlende Sinnhaftigkeit: Oft ist den Kindern überhaupt nicht klar, warum sie Dies oder Jenes tun und lernen sollen. Ohne diesem Verständnis fehlt logischerweise die Motivation für die Aufgaben. Darum nehmen wir Fragen von Kindern „Warum soll ich?“ ernst und versuchen auch im Vorfeld schon selbst zu reflektieren, ob wirklich jede Aufgabenstellung die z.B. das Schulbuch vorgibt, sinnvoll ist.

  • Angst: Wir wissen nicht, welche Erfahrungen jedes einzelne Kind in seinem bisherigen Leben gemacht hat, wenn es einen „Fehler“ gemacht hat. Wie wurde auf kindliche Neugierde reagiert? War sie erwünscht? Wurde eigenständiges Handeln erlaubt und gefördert oder unterdrückt? Welche Konsequenzen gab es bei Misserfolg?

    Auch die Angst vor Fehlern, weil man alles richtig und perfekt machen will, kann ein Hindernisgrund sein. So ist es ganz einfach Angst bei manchen Kindern, dass sie sich nicht an eine (neue) Aufgabe heranwagen, auch wenn sie es selbst nie so klar verbalisieren könnten.

  • Erlernte Hilflosigkeit: Manche Kinder haben in ihrem bisherigen Leben erfahren, dass alles für sie gemacht wird – aus welchem Grund auch immer. In der Schule verlangen wir nun soviel Selbstständigkeit wie möglich und konfrontieren Kinder damit, dass sie selbst Tun sollen und nicht mehr für sie gemacht wird. Aus dieser erlernten Hilflosigkeit hin zum Selbermachen ist durchaus ein großer Schritt, der mitunter Zeit braucht.

  • Langeweile: Nicht selten ist es ganz banale Langeweile mit Aufgaben ohne persönlicher Herausforderung, die Kinder nicht arbeiten lassen. Vielleicht ist es die x-te Wiederholung eines Inhaltes der schon längst verstanden wurde 😉 Hier helfen differenzierte Aufgabenstellungen um sowohl Über- als auch Unterforderung auszuschließen.

  • Mitläufertum: Manchmal entwickelt sich in der Klasse auch eine ungünstige Dynamik, die das Arbeiten einzelner Kinder stört. Da kann es sein, dass es uncool ist mit seinem Wochenplan fertig zu werden und fleißig zu arbeiten. Hinter dieser Haltung steht aber auch, dass das Kind nicht genug Selbstbewusst sein hat für sich und seine Sache einzustehen. Es kann aber auch sein, dass das Kind einen Sitzplatz/Sitznachbarn hat, der sich nicht förderlich auf das Arbeitsverhalten auswirkt.

  • Körperliche Gegebenheiten: Immer wieder kommt es vor, dass Kinder spezielle Unterstützung/Hilfsmittel für ihre Aufgaben brauchen und dann klappt es plötzlich. Das können einfache Tipps wie das Verwenden eines Lineals zum Finden der Zeile, eine Brille zum Ausgleich einer Sehschwäche, Überprüfung des Gehörs, ein reizarmer Sitzplatz, … sein.

  • Seelische Verfassung: Befinden sich Kinder in emotional belastenden Situationen bindet das soviel Energie, dass für die Erledigung von Aufgaben meist nur noch wenig davon übrig ist. Für manche Kinder ist der Streit mit der Freundin ebenfalls so bedrückend, dass sie sich ihrer Arbeit erst wieder voll zuwenden können, wenn dieser Konflikt geklärt ist. Und manchmal fühlt man sich ganz einfach nicht wohl, sei es weil man krank wird, alles zu viel ist oder man schlecht geschlafen hat.

Einfach faul? – Gibts nicht 😀