MatheBasis - strukturiert Rechnen lernen

Rechenmaterial für Kinder im Autismus Spektrum

Frustriert (besser: motiviert), weil es für manche Kinder einfach kein passendes kaufbares Material für die ersten Schritte in Mathematik gibt, hab ich beschlossen selbst eines zu veröffentlichen. Die Idee dazu hatte ich schon vor 15 Jahren – abgespeichert in schwarz-weiß auf einer Diskette. Die Diskette ist nicht mehr auffindbar, der Look der Arbeitsblätter inzwischen etwas altbacken, doch da die original Kopiervorlagen schon erfolgreich durch viele Lehrer- und Kinderhände gegangenen sind, hab ich mich voller Elan hingesetzt und alles neu gemacht.

Entstanden ist ein Mathekonzept für Kinder, die mit den gängigen Rechenbüchern nicht zurecht kommen. Weil die einzelnen Schritte zu groß sind, die Aufgabenarten ständig wechseln, Inhalt von Illustration nicht differenziert werden kann, verschiedenste grafische Darstellung verwendet wird, die Übungs- und Festigungsphasen zu kurz kommen, …

Zudem hilft MatheBasis Kindern und LehrerInnen direkt zu Schulbeginn eine Arbeitshaltung aufzubauen und mit Routinen zu arbeiten.

Hier das Vorwort von MatheBasis:

MatheBasis führt Kinder in kleinen Schritten in die Welt des Rechnens. Die Materialien sind so aufbereitet, dass wenige verbale Erklärungen notwendig sind und schnell erfasst wird, was zu tun ist. Häufige Wiederholungen, klar strukturierte Arbeitsblätter ohne visuelle Ablenkung und immer ähnliche Aufgabenstellungen, sowie gleiche Routinen erleichtern das Lernen. Kindern im Autismus Spektrum und/oder mit Beeinträchtigungen kommt diese Arbeitsweise entgegen.

MatheBasis gliedert sich in mehrere Teile
Würfelsymbole: Hier wird die Simultanerfassung trainiert und mit den Würfelsymbolen gearbeitet. Begonnen wird mit der Menge 3.

– Ziffernschreibkurs: Auf übersichtlichen Arbeitsblättern wird das Schreiben der Ziffern geübt. Ergänzend gibt es Klettmappen zu den Zahlenreihen.

– Mengen: Das Zusammenfassen von Mengen wird mit Arbeitsblättern und Klettmappen erarbeitet.

Zahlenraum 5: Im Zahlenraum 5 wird Schritt für Schritt die Addition erarbeitet. Aufbauend kommt die Subtraktion hinzu.

Zahlenraum 10: Erst wenn Addition und Subtraktion im Zahlenraum 5 sicher gelingen, wird der Zahlenraum 10 eingeführt.

 

Können Kinder mit diesem Programm im Zahlenraum 10 Addieren und Subtrahieren, kann auf ein anderes Mathebuch – zum Beispiel die Zahlenreise/Veritas Verlag – umgestiegen werden.

  • Rechenmaterial. Für MatheBasis werden Holzplättchen verwendet die sich gut greifen lassen. Die runden Holzplättchen haben einen Durchmesser von 3cm und sind auf der einen Seite rot und auf der anderen Seite blau. Diese kann man sich leicht selbst erstellen, indem man im Handel für Bastelbedarf 10 runde Holzkreise besorgt und diese wasserfest lackiert oder mit laminierten Farbkreisen beklebt (Sekundenkleber, doppelseitiges Teppichklebeband).
    Es besteht auch die Möglichkeit das Rechenmaterial der Zahlenreise/Veritas-Verlag zu verwenden (ISBN: 978-3-7058-9149-4. SBNr.: 160385).
    Kindern denen diese Plättchen zu klein sind, kann man aus größeren und dickeren Holzscheiben Material erstellen.
    Natürlich können auch andere rot-blaue Rechenmaterialien ihren Einsatz finden, jedoch ist auf die jeweilige Abstraktionsfähigkeit des Kindes zu achten.

  • Aufgabenkonstanz. Es wird durchgängig darauf geachtet, dass pro Seite nur eine Aufgabenart ist. Somit kann das Kind selbstständig arbeiten und muss nicht nachfragen, was bei der nächsten Nummer zu tun ist.
    Zu Beginn bewährt es sich, das Kind pro Tag nur mit einer Aufgabenart zu konfrontieren.
    Erst in der Übungsphase gibt es verschiedene Aufgabenarten auf einem Arbeitsblatt bzw. kann man dem Kind Arbeitsblätter mit verschiedenen Aufgaben an einem Tag vorlegen.

  • Arbeitsanweisungen. Die kurz und knapp formulierten Überschriften oben auf jedem Blatt sind Arbeitsanweisungen, um ein personenunabhängiges Arbeiten zu ermöglichen. Somit bekommt das Kind immer die gleiche, konkrete Formulierung für einen Arbeitsschritt. Die einzelnen Arbeitsschritte sind durch einen Punkt ● gekennzeichnet.

  • Didaktische Hinweise. In den Fußnoten finden sich zusätzlich didaktische Hinweise. 

  • Erarbeitung und Übung. Dieses Buch ist absichtlich aus einzelnen Blättern erstellt, da es notwendig und sinnvoll ist, das gleiche Arbeitsblatt mehrmals zu machen.

1. Durchgang: Das Kind wird in 1:1 Betreuung mit den Inhalten vertraut gemacht. Hier kann durchaus viel Lenkung und evtl. Handführung zielführend sein. Bei einem neuen Blatt/Aufgabe ist es wichtig, dem Kind annähernd 100% Richtigkeit zu ermöglichen. Merkt man, dass ein Kind unsicher ist was zu tun ist, sagt man ihm den entsprechenden Schritt/das Ergebnis. Das ist u.a. wichtig, um die Verbindlichkeit von Mathematik zu unterstreichen. Es ist nicht egal, wie wir Aufgaben lösen, sondern nach genauen Regeln. Folglich wird eingegriffen, wenn das Kind z.B. erst zum roten statt zum blauen Plättchen greift, eine Ziffer statt einem Kreis bei der Zeichenaufgabe schreibt, von rechts nach links zu legen beginnt, …

2. Durchgang: Das Kind arbeitet weitgehend allein im Beisein einer Lehrperson und bekommt verbale Anweisungen.

3. Durchgang: Das Kind arbeitet allein und wird von der Lehrperson sofort darauf hingewiesen, wenn es einen Fehler macht bzw. bestenfalls bevor der Fehler passiert.

4. Durchgang: Das Kind erledigt das Arbeitsblatt ganz allein.

  • Kopiervorlage. Die Farbe der Plättchen ist mit Absicht nicht in der gleichen Farbintensität auf den Arbeitsblättern gedruckt, damit sie auf schwarz-weiß Kopien gut zu unterscheiden sind.
    Bei Bedarf werden auf schwarz-weiß Kopien in der ersten Zeile mit Buntstift die Farben blau und rot markiert.

  • Übersicht. Die Arbeitsblätter sind so gestaltet, dass sich die einzelnen Aufgaben optisch gut voneinander differenzieren lassen. Manche Kinder brauchen trotzdem zu Beginn hierfür noch extra Hilfestellung. So kann es hilfreich sein die Arbeitsblätter zu zerschneiden und dem Kind zunächst immer nur eine Aufgabe vorzulegen.
    – Hierfür wird der Stapel mit den Aufgabenstreifen links vom Kind verdeckt abgelegt.
    – Das Kind bekommt/nimmt sich eine Aufgabe.
    – Das Kind erledigt die Aufgabe.- Das Kind legt die erledigte Aufgabe rechts von sich auf einem „Fertig-Stapel“ ab. Gelingt dieser Ablauf gut, kann mit dem ganzen Arbeitsblatt gearbeitet werden indem zusätzlich eine Markierungshilfe verwendet wird.

  • Fokus. Zur Fokussierung der Aufmerksamkeit bietet es sich an die jeweilige Zeile zu markieren bzw. alle anderen Inhalte abzudecken. Hierfür gibt es einige Ideen und Vorlagen auf Seite 7.
    Damit Kinder die Markierungshilfe besser greifen können, kann man z.B. das Ende des Pfeils 90° nach oben knicken.

  • Arbeitssysteme. Die Arbeitsblätter sind vom Inhalt und Umfang so aufgebaut, dass sie sich in der Übungsphase gut für Arbeitssystem wie z.B. die 123-Kisten eignen.

  • Individualität. Können Kinder einen Schritt besonders gut, müssen nicht alle Arbeitsblätter dazu gemacht werden, sondern man überspringt ein paar Seiten.

  • Anforderung. Die Anforderung kann erhöht werden, wenn dem Kind mehrere  Arbeitsblätter mit verschiedenen Aufgabenarten an einem Tag, evtl. direkt nacheinander vorgelegt werden.

  • Schreibentlastung. Kindern mit graphomotorischen Einschränkungen können Möglichkeiten angeboten werden, die Ziffern/Rechnungen nicht selbst zu schreiben, sondern mit Stempeln, Klebeziffern, Ziffernkärtchen usw. zu arbeiten. Zudem bietet sich hier die Arbeit mit dem Legematerial und den Klettmappen besonders an.

  • Muskeltonus. Kindern mit einem niedrigen Muskeltonus fällt das Schreiben mit Bleistift/Buntstiften oft schwer und das Geschriebene ist nur schwer zu erkennen, da der notwendige Druck nicht erzeugt werden kann. Da bewährt es sich mit Filzstiften zu arbeiten.

  • Farben. Hat ein Kind den Zusammenhang rote Plättchen ist erster Summand, blaue Plättchen ist zweiter Summand verinnerlicht, kann es die Rechnung in einer Farbe schreiben und muss nicht jeweils den richtigen Farbstift verwenden.

  • Arbeitsplatz. Ein strukturierter Arbeitsplatz mit vorbereiteter Umgebung ist für viele Kinder die Grundvoraussetzung, dass sie gut arbeiten können. Merkmale hierfür sind:
    – Sitzplatz mit reduzierter visueller und akustischer Ablenkung
    – alle benötigten Arbeitsmittel (Arbeitsblatt, Markierungshilfe, Plättchen, Stifte,
    Radiergummi, …) sind vor Arbeitsbeginn hergerichtet
    – alle nicht benötigten Dinge (Jausenbox, Deutschheft, …) liegen nicht am Tisch
    – der Arbeitsuntergrund ist einfarbig (keine mehrfarbige/gemusterte Unterlage)

  • Routine. Je weniger Energie Kinder für die mechanische Durchführung der Aufgaben brauchen, umso mehr Kapazität haben sie für den Inhalt. In MatheBasis bieten sich verschiedene Routinen an:
    – Aufgabenkarten liegen links vom Kind. Kind erledigt die Aufgabe. Aufgabe wird rechts (in
    eine Fertig-Box) abgelegt.
    – Immer erst legen mit blauen Plättchen, dann …
    – Für die Nachspuraufgaben werden 5 Farbstifte links neben das Kind gelegt. Das Kind
    nimmt   einen Stift, spurt nach und legt den Stift rechts ab. Das Kind nimmt den nächsten
    Stift von links, spurt nach und legt ihn rechts ab.

  • Klettmappen. Die Arbeit mit Klettmappen ermöglicht dem Kind sich weitgehend auf den Inhalt zu konzentrieren und keine Energie für das Schreiben aufbringen zu müssen. Der Vorteil ist zudem, dass die Kärtchen durch die Klettrückseite auch bei motorischer Unruhe nicht verrutschen, allerdings leicht zu handhaben sind. Die Klettmappen sind nach dem TEACCH-Prinzip erstellt und zeigen dem Kind materialimmanent an, wann eine Aufgabe erledigt ist.

  • Gestaltung. Auf die Verzierung der einzelnen Seiten wurde absichtlich verzichtet, da viele Kinder Schwierigkeiten damit haben, relevante von irrelevanten Elementen zu unterscheiden. Lediglich die Seitenzahlen und die Markierungshilfen geben eine kindlich verspielte Note.

Das gesamte Material könnt ihr euch hier anschauen & bei Gefallen auch kaufen 🙂