Was klappt?

Stecke 10 Büroklammern in deine linke Hosentasche. Wenn etwas gut läuft bzw. funktioniert, gib eine Klammer von deiner linken in deine rechte Hosentasche. Sind alle Büroklammern in der anderen Hosentasche angekommen, kannst du wieder von vorne beginnen.

Bist du überrascht, wieviel eigentlich klappt?

Fühlst du dich anders, wenn du die positiven Dinge wahrnimmst?

Warum sehen wir eigentlich immer nur das, was nicht funktioniert?

Klar, da gibt es Handlungsbedarf und wir hätten gern, dass es besser klappt, aber: warum sehen wir nicht auch, was alles super läuft?

Mir kommt es so vor, dass Kleinigkeiten die nicht klappen vieeel mehr wiegen, als große Dinge, die reibungslos ablaufen. Was klappt wird einfach nicht gesehen oder man setzt es als selbstverständlich voraus.

In meinem Job als Mentorin für SchülerInnen im Autismus-Spektrum komme ich in viele verschiedene Klassen und sehe jede Menge an Unterrichtsgestaltung, Kinderverhalten, Lehrerpersönlichkeiten, räumlichen Gegebenheiten, … Natürlich bin ich meistens in den Klassen auf Besuch, weil eben etwas nicht rund läuft und wir gemeinsam schauen wollen, wie wir Situationen und Verhaltensweisen verändern und verbessern können. Aber ich merke auch ganz oft, dass die Dinge die ein Kind schon kann, die in der Klasse schon optimal gelöst sind, nicht mehr „zählen“. Dabei sind das Situationen, die vor einiger Zeit noch extrem mühsam waren, in die viel Energie geflossen ist und wo sich tatsächlich eine positive Änderung eingestellt hat. Wenn ich dann einige Zeit später wieder auf Besuch komme und mich über die Fortschritte und Ergebnisse freue merke ich, dass ich mit meiner Freude eher alleine bin und erst im Gespräch wird den Kolleginnen klar, was sie eigentlich erreicht haben. Ich finde es echt schade, wenn der gesamte Fokus nur auf das neue Problem gelegt wird, denn dementsprechend ist dann die Stimmung und Gemütsverfassung.

Aus meiner Zeit in der Klasse kennen ich das auch noch ganz gut. Wir haben in der Familienklasse ziemlich viel mitgeschrieben und dokumentiert und es war immer wieder erstaunlich, an welche Schwierigkeiten wir erinnert wurden, wenn wir unsere Unterlagen durchgeblättert haben. Was haben wir probiert und Nerven gelassen, dass ein bestimmtes Kind „ordentlich“ in der Zweierreihe gehen kann. Als es dann problemlos möglich war, haben wir uns nur kurz gefreut, ja manchmal den Erfolg gar nicht richtig wahrgenommen und ab jetzt als selbstverständlich betrachtet, weil: Kinder können in der 2er-Reihe gehen.

Ich persönlich finde es wirklich wichtig, den Fokus immer wieder bewusst auf die Dinge zu legen, die funktionieren. Es liegt wohl in der Natur des Menschen (oder unserer Gesellschaft?), dass wir immer das wollen, was grad nicht da ist oder nicht funktioniert. Und zwar so sehr wollen, dass wir gar nicht sehen, was schon alles toll läuft.

Von dem auszugehen, was eh schon klappt macht es oft auch leichter Lösungen zu finden, weil Vieles im Ansatz schon vorhanden ist und „nur“ noch ausgebaut oder erweitert werden muss.

Im Gespräch mit einer ehemaligen Kollegin hatten wir die Idee, dass jedes Lehrerzimmer einmal die Woche einen „Happy Day“ haben sollte … einen Tag, an dem man beim Betreten des Lehrerzimmers bewusst von den Dingen erzählt, über die man sich freut und die heute in der Klasse mit den Kids gut geklappt haben.