Oft sind Arbeitsblätter für Schulanfänger besonders nett und kreativ gestaltet. Auch sehr oft, fällt es Kindern aber schwer, das Wesentliche zu erkennen und zu unterscheiden, welche Informationen auf dem Papier vor ihnen nun relevant sind und welche Elemente nur „Deko“ sind.
Ich habe bei der Erstellung des Ziffernschreibkurs absichtlich auf visuelle Ablenkung verzichtet und die Arbeitsblätter ganz klar und übersichtlich strukturiert.
Noch ein paar weitere Gedanken dazu:
Arbeitshaltung. Für viele Kinder sind diese Spurblätter die ersten Arbeitsmaterialien, die sie in der Schule kennen lernen. Es bietet sich an, hier nicht nur das Erlernen der Ziffern im Fokus zu haben, sondern sich bewusst zu sein, dass das Kind auch eine Arbeitshaltung erst lernen muss und dafür zusätzliche Energie benötigt.
Gleichzeitig bietet es sich an, hier auf gewisse Rahmenbedingungen zu achten und diese gegebenenfalls einzuführen bzw. einzufordern (Ordnung am Arbeitsplatz, Sitzhaltung, gespitzte Stifte, vollständiges Federpennal, …).
Am allerwichtigsten bleibt dennoch: Wir wollen vermitteln und vorleben, dass Arbeiten/Schule Spaß macht und es toll ist, wenn man etwas Neues lernt. Dazu muss dem Kind die gestellte Aufgabe immer machbar erscheinen und es muss viele Erfolgserlebnisse geben.
Zusätzliche Übungen. Bevor konkret mit den Spurblättern begonnen wird, bieten sich Vorübungen an:
– Ziffer groß an der Tafel oder auf einem Packpapier schreiben.
– Ziffer am Arbeitsblatt mit dem Finger (evtl. Handführung notwendig) nachfahren.
– Sofern die Händigkeit noch nicht geklärt/gefestigt ist, die Übungen mit beiden Händen anbieten.
Schreibrichtung. Bei jeder Ziffer wird der Stift in den roten Kreis (= Start) gesetzt und von da aus gestartet. Ist ein Absetzen notwendig, so ist der zweite Ansatzpunkt der orange Kreis.
Die erste Einführung einer Ziffer darf gerne mit Handführung geschehen, um dem Kind ein passives Erleben der notwendigen motorischen Bewegung zu ermöglichen.
Vielen Kindern hilft die verbale Begleitung beim Nachspuren/Schreiben. Auf jedem Arbeitsblatt stehen oben bewährte Formulierungen, die genau das beschreiben, was das Kind tut. Diese Formulierungen haben konkret nichts mit der jeweiligen Ziffer zu tun, helfen den Kindern aber dennoch bei der Stiftführung. Bsp. Ziffer 2: „Bogen – Strich“. Eine übertriebene Sprachmelodie und Betonung unterstützt zusätzlich. „Booooooogen – Strich“
Die Rhythmisierung der Sprache gibt Kindern weitere Struktur zu ihrem Tun. Bsp. Ziffer 4: „Runter – Rüber – (Pause. Stift wird neu angesetzt) – Strich“
In der Praxis ist immer wieder zu beobachten, dass die verbale Begleitung deutlich mehr Verbindlichkeit und Hilfe bei den Kindern darstellt, als die gedruckten Pfeile auf den Arbeitsblättern.
Bei Kindern die die Ziffern bereits schreiben können und sich nicht an die Schreibrichtung halten gilt für mich die Devise: Egal wie du es machst, ich muss es lesen können
Individualität. Der Ziffernschreibkurs beinhaltet viele verschiedene Arbeitsblätter zu je einer Ziffer. Es ist nicht zwingend notwendig, dass das Kind jedes dieser Blätter erledigt. Es liegt an der Lehrperson zu entscheiden, welche Darstellung den Bedürfnissen entspricht.
– Manche Kinder können zu Beginn nur sehr große Ziffern nachspuren, anderen fallen große Spurvorlagen schwer.
– Manchen Kindern hilft eine Ziffernvorlage mit schwarzer Schriftkontur, anderen fällt es leichter eine weiße Ziffer auf grauem Hintergrund zu erkennen.
– Manche Kinder sind sehr ausdauernd und man kann das Nachspuren perfektionieren, andere brauchen für die Arbeitshaltung schon so viel Energie, dass das Ergebnis am Arbeitsblatt zunächst zweitrangig ist.
– Manche Kinder sind mit einem Arbeitsblatt eher unterfordert, bei anderen Kindern mag es notwendig sein, ein Arbeitsblatt zu (unter) teilen, da sie sonst überfordert wären.
Arbeitssysteme. Die Arbeitsblätter sind vom Inhalt und Umfang so aufgebaut, dass sie sich in der Übungsphase gut für Arbeitssystem wie z.B. die 123 Kisten eignen.