Masterplan: Struktur

Strukturierung im inklusiven Unterricht

Die Arbeit in unserer Mehrstufen-Integrationsklasse war reformpädagogisch orientiert und wir hatten sehr viele Freiarbeitsphasen. Das klingt irgendwie sehr nach „die machen halt was sie wollen“, doch seit ich als Mentorin für Kinder im Autismus-Spektrum arbeite stelle ich fest, dass wir extrem strukturiert waren, ohne dass uns das, mit all seinen positiven Facetten, bewusst war. Erst diese klaren Strukturen haben uns einen relativ freien und kreativen Alltag ermöglicht.

Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass folgende Punkte maßgeblich dazu beitragen eine Grundstruktur zu etablieren in die sich sämtliche Kinder und LehrerInnen einklinken können und somit stabil genug ist, trotz alltäglicher Zwischenfälle, das Gesamtkonstrukt „Klasse. Wir sind eine Klasse.“ weiter laufen zu lassen.

  • Morgenroutine. Was macht jedes Kind, wenn es in der Früh die Klasse betritt. Bei uns war es: Die Lehrerin begrüßen, Sessel runterstellen, Mitteilungsheft und Hausübung abgeben, Federpenal herrichten und … mit den anderen Kids plaudern & spielen.
  • Tagesplan. Informationen über was passiert wann sind für alle Beteiligten wichtig und geben Sicherheit . Dazu gehört mindestens ein sichtbar aufgehängter Stundenplan und eine Uhr. Optimal sind Tagesplansymbole, welche täglich den geplanten Ablauf visuell darstellen und im Morgenkreis besprochen werden. Ergänzend bewähren sich Uhren, welche die verbleibende Zeit für eine Tätigkeit darstellen, wie z.B. ein Time Timer.
  • Kloketten. Für Mädchen und Buben gibt es je eine Klokette oder ein Kärtchen, damit ich als Lehrerin nicht permanent Fragen diesbezüglich beantworten muss und sich nicht gleichzeitig  unzählige Kinder auf der Toilette (oder dem Weg dorthin) befinden.
  • Fixe Abläufe. Für bestimmte Arbeiten gibt es fixe Abläufe, die zunächst eingeführt (visuell unterstützt), dann gemeinsam geübt und dann als verbindlich angesehen werden, z.B. wie erledige ich ein Ziffernschreibblatt, wie gehe ich mit den Lernwörtern um, wie ordne ich meine Kleidung in der Turnsaalgarderobe, wie richte ich meinen Platz her, …
  • Jause-Pause. Eine gemeinsame Pause kann sehr bereichernd sein. Findet die Pause z.B. immer um 9:30 statt lernen die Kids sich darauf einzustellen und sich entsprechend zu organisieren. Kurz vor der Pause wird daran erinnert, damit begonnene Aufgaben/Sätze/Rechnungen beendet werden können. Bewährt hat sich, dass die Kids zunächst 10 Minuten Ess- & Sitzpause haben, bevor sie dann zu Spielen beginnen.
  • Pause. Je mehr Möglichkeiten die Kinder haben, um so entspannter erlebe ich Pausen. Klassen mit verschiedensten Spielen und Materialien, sowie „Pausenzonen“ (Springschnurhüpfen am Gang/Rollbrettfahren in der Garderobe/Dominobauen im Nebenraum) entzerren die Energie und es müssen nur selten Ermahnungen ausgesprochen werden. Manche Kinder benötigen einen Rückzugsraum und freuen sich über ein Eckerl, das für sie zum Lesen reserviert ist.
  • Pause-Aus-Lied. Im allgemeinen Pausengetummel gehen gängige Signale (Triangel/Windspiel/Glockenspiel) oft unter und als Lehrperson muss ich erst recht die Pause verbal beenden und zum Aufräumen auffordern. Ein Pause-Aus-Lied kann mir diese Arbeit abnehmen und führt beschwingt wieder in die nächste Phase.
  • Vorbereitung. Je besser ich vorbereitet bin, desto weniger Stress habe ich, wenn etwas mal nicht nach Plan läuft. Muss ich „nebenbei“ auch noch vorbereiten, bringt es schnell den Vormittag durcheinander, wenn ein Kind mal anders agiert als gedacht/gewünscht. Sind aber alle Dinge griffbereit kann auch mal ein/e KollegIn übernehmen, während ich mich um ein einzelnes Kind kümmere oder die Kids sind inzwischen so selbstständig, dass sie mit einem Hinweis darauf was zu tun ist, dies alleine bewerkstelligen. Mein Motto hierzu ist Agieren statt Reagieren.